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1885 wurden die Ämter in Kreise eingeteilt
und der größte Teil des Amtes Bruchhausen,
u. a. mit den Flecken Bruchhausen
und Vilsen und den Gemeinden der heutigen
Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen
wurde dem Kreis Hoya angegliedert. Der
übrige Teil mit den Gemeinden Affinghausen,
Bensen, Mallinghausen, Menninghausen
und Sudwalde gehörte danach zum
Kreis Sulingen, Freidorf zum Kreis Syke.
Der Kreis Hoya bestand bis zur Verwaltungs
und Gebietsreform im Jahr 1977
und wurde dann auf die Landkreise Nienburg
und Diepholz aufgeteilt.
1974 wurden im Zuge der Verwaltungsreform
23 bis dahin selbstständige
Gemeinden unserer Region zu den Gemeinden
Asendorf, Bruchhausen-Vilsen,
Engeln, Martfeld, Schwarme und Süstedt
zusammengelegt. Sie bildeten die Samtgemeinde
Bruchhausen-Vilsen, die dem
Landkreis Diepholz angegliedert wurde.
Nach den Fusionen von Engeln (2011) und
Süstedt (2016) mit dem Flecken Bruchhausen
Vilsen umfasst die Samtgemeinde
heute die Gemeinden Asendorf, Bruchhausen
Vilsen, Martfeld und Schwarme.
Ursprünglich bestand der heutige Flecken
Bruchhausen-Vilsen aus den selbständigen
Flecken Bruchhausen, Vilsen und Moor.
Moor, das unter Herzog Georg Wilhelm
aus einer Ansiedlung von ehemaligen Soldaten
entstanden war, wurde schon 1870
mit dem Flecken Bruchhausen vereinigt.
Der Zusammenschluss von Bruchhausen
und Vilsen zum Flecken Bruchhausen-Vilsen
erfolgte im Jahre 1929.
Landwirtschaft, insbesondere Ackerbau
und Schweinezucht- und -mast, waren
lange Zeit die prägenden Erwerbszweige
der ländlichen Bevölkerung. In den Flecken
Bruchhausen und Vilsen dagegen
entwickelte sich Handel und Gewerbe.
Die mehrfach im Jahr stattfindenden
Märkte trugen dazu wesentlich bei.
Haus Matthies
Ein Überbleibsel dieser zahlreichen Märkte
ist der heute als Jahrmarkt veranstaltete
„Brokser Heiratsmarkt“, der ursprünglich als
Bartholomäusmarkt bezeichnet wurde. Jedes
Jahr Ende August zieht er hunderttausende
Besucher an. Urkunden über seine
Entstehung sind nicht vorhanden, die älteste
Nachricht über ihn datiert vom 5. Juli 1695.
Eine bedeutende Rolle spielte der Flachsanbau,
die Leinenweberei und die damit
verbundene Blaufärberei. Fast in jedem
Haus stand ein Webstuhl, es gab mehrere
Webereien und im Jahr 1884 wurde eine
Webereilehrwerkstätte gegründet.
Alles zum Verkauf kommende Leinen
wurde durch die „Königliche Linnenlegge“,
einer staatlichen Einrichtung, auf Maß und
Güte geprüft, eingestuft und abgestempelt
und kam erst dann in den Handel.
Der Sitz der Neben-Legge in Vilsen, die
am 1. Juni 1783 gegründet wurde, war das
Haus Matthies in der Brautstraße 12.
Der Höhepunkt des Leinenhandels war
1837 erreicht. Leinen mit einer Gesamtlänge
von 685 641 Ellen (ca. 400 000 m)
wurden allein von der Legge Vilsen geprüft.
Auch Bruchhausen war Sitz einer
Neben-Legge. Sie war im Haus Kanalstraße
2 untergebracht.
Haus Matthies heute